Über die Majestät und Schönheit
Kitab Al Jalal Wa L Jamal
Im Namen Allahs, des Segenreichsten, des Gnädigsten!
Alle Kraft und Macht gehören Ihm!
DER MEISTER DER MEISTER | Ibn al-Arabi (1165–1240) schrieb:
Gepriesen sei Allah, der Großartige; Seine Majestät ist ein Teil der Manifestation Seiner Schönheit. In Seiner Nähe ist er der Nahe, in Seiner Erhabenheit ist er Beobachtende. Die Macht, die Herrlichkeit, der Glanz und die Herrlichkeit sind Sein, dessen Wesen weit über jedweder Ähnlichkeit mit jeglichem anderen Wesen steht.
Sein Wesen ist erhaben über jede Bewegung und jeden Stillstand, über jede Verunsicherung und jede Achtsamkeit. Es ist zu großartig, um durch eine Deutung erfasst zu werden, weder kann es ausgedrückt noch angedeutet werden, denn es ist zu großartig, um begrenzt oder beschrieben zu werden.
Es steht außerhalb jedes physischen Abstiegs oder Aufstiegs, jeder materiellen Besteigung jeglichen Thrones, jedweder Eile, eine Sache zu begehren – und wenn eine Sache erreicht wurde – jeglicher Genugtuung über die Wiedererlangung einer Sache, die verloren war.
Genau so ist Es zu gewaltig, um es beschreiben zu können, weder im Detail noch in der Summe, um so die Basis für eine Überzeugung zu werden, um sich mit den Unterschieden in den Überzeugungen zu wandeln, im Handeln Wohlgefallen oder Schmerz zu finden oder mit einer anderen Eigenschaft ausgestattet zu sein als mit der Ewigkeit.
Es ist zu gewaltig um zusammengefügt oder geteilt zu werden, um es auf etwas zurückzuführen, was auf einen Körper zurückgeführt wird, um umfassend den Kern seiner wahrhaften Natur zu begreifen, um so zu sein, dass die Vorstellungskraft es darstellen könnte, um im Wachen oder Träumen nach seiner Wahrnehmung zu streben.
Es ist zu gewaltig, als dass Zeit oder Raum es festhalten könnten, als dass es ob der Beständigkeit seines Seins am Verstreichen der Monate und Jahre gemessen werden könnte, zu gewaltig für ein Darüber oder eine Darunter, für ein Rechts oder Links, für ein Davor und Danach. Es ist zu gewaltig, um durch Verleugnung oder Verwirrung in seiner Majestät eingeschränkt zu werden.
Es ist zu gewaltig um durch intellektuelle Reflexion, die spirituelle Praxis der erleuchteten Meister, durch die Geheimnis der Gnostiker, durch den hoheitsvollen Rang der Visionen der Anführer verstanden zu werden, denn es ist zu gewaltig, um durch Schleier oder Vorhänge eingeengt zu werden und so kann es nicht erfasst werden außer durch sein eigenes Licht.
Es ist zu gewaltig um so zu sein, dass die Vorstellungskraft es darstellen könnte um im Wachen oder Träumen nach seiner Wahrnehmung zu streben um in der Form eines menschlichen Körpers zu existieren oder einen Verlust zu erleiden durch das Dasein einzelner Wesenheiten um einen fremdartigen Zustand anzunehmen, der zu einer der Wesenheiten gehört, die es geschaffen hat oder durch negative Zustände bestimmt zu werden obgleich dieses durch den Glauben erhärtet wird) um der Ort von Erscheinungsformen zu sein, oder als Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft verstanden zu werden.
Es ist zu gewaltig für die Sinne, um von ihnen getragen zu werden, zu gewaltig um durch Zweifel und Verwirrung berührt zu werden, zu gewaltig um durch Ähnlichkeiten und Analogien verstanden zu werden, zu gewaltig für eine Einordnung in irdische Kategorien und zu gewaltig für eine Vertrautheit mit den Leuten des Wissens. Es ist zu gewaltig, um das Dritte bei einer Versammlung von Dreien zu sein.
Es ist weit erhaben über Begriffe wie Gatte und Eltern, „….und Ihm ebenbürtig ist keiner“ (Sura al Ihlas- Die Aufrichtigkeit 112/ Vers 4), erhaben darüber, dass seiner Existenz etwas vorausgegangen sein könnte, erhaben darüber, dass ihm Gliedmaßen zugeschrieben werden, solcherart Hände, Finger oder Füße, weit erhaben darüber, dass etwas anderes mit ihm in der Ewigkeit sein könnte. Es ist weit erhaben über das Lachen und die Freude, die den Dienern als Lohn für die Reue versprochen sind, erhaben über den Zorn, erhaben über die Eigenschaft des Verwundertseins und erhaben über die Veränderung der Zustände, sowie sie den Menschen zu eigen ist.
So Preis sei Ihm, Allmächtig in Seiner Herrlichkeit, Großartig in Seinem Glanz. „…Es gibt nichts seinesgleichen; und er ist der Allhörende, der Allsehende.“ [Koran Sure Ash Shura – Die Beratung 42 / Vers 11]
Ein Auszug aus dem Buch von Muhiyuddin Muhammad Ibn Arabi
Quelle:
Muhiyuddin Muhammad Ibn Arabi | Vom Wesen Gottes, Die Majestät und die Schönheit Allahs. | ISBN 9781484014103
Wikipedia link: https://de.wikipedia.org/wiki/Sufismus#Ibn_al-Arabi_.281165.E2.80.931240.29
DER MEISTER DER MEISTER | Ibn al-Arabi (1165–1240)
Ebenso bedeutend wie al-Ghazali ist Ibn Arabi (1165–1240), der etwa ein halbes Jahrhundert nach al-Ghazalis Tod in der spanischen Stadt Murcia geboren wurde.
Ibn Arabi ist Autor etwa 500 wichtiger sufistischer Schriften; man sagt, er habe keinen spirituellen Lehrer gehabt, sondern sei von dem verborgenen Meister Khidr direkt in den mystischen Islam initiiert worden. Ibn Arabi wird auch als der „Sheikh al-akbar“ („der größte Sheikh“) bezeichnet, wobei seine Ideen über „wahdat al-wudschud“, der Einheit des Seins, schon vor ihm Teil der Sufi-Metaphysik war. Doch er formulierte diese Ideen als erster in schriftlicher Form, wodurch sie der Nachwelt und späteren Sufis gut erhalten blieben. Demnach hat Gott die ganze Welt als eine einzige zusammenhängende Einheit geschaffen, damit sie den höchsten Schöpfer preise und erkenne.
In seinem Werk „Fusus Al-Hikam“ zeichnet Ibn-Arabi eine metaphysische Genealogie, in der die 28 namhaft im Koran erwähnten Propheten dazu beitragen, das mystische Bewusstsein der Menschen zu wecken. Dieser Gedanke wurde im 19. und 20. Jahrhundert von westlichen esoterischen Autoren wie Madame Blavatsky und Rudolf Steiner wieder aufgegriffen. Danach sind die bedeutenden Religionsgestalten der Menschen auch Lichtgestalten, die das Bewusstsein der Menschen formen.