Wie die Gitarre nach Europa kam?

Die Gitarre, so wie wir sie heute kennen, stammt von der arabischen Oud ab, einer Laute mit abgeknicktem Hals. Sie fand im Mittelalter den Weg ins damals muslimische Südspanien, wo sie im andalusischen Arabisch „qitara“ genannt wurde.

Sirjab riefen sie den Mann, denn er konnte singen wie eine Amsel.

Im Jahr 822 kam er (sein eigentlicher Name lautete Abu al-Hassan Ali ibn Nafi) nach Spanien, nach Córdoba, an den Hof des Umayyaden-Herrschers Abdel Rahman II.

Dort musizierte er und lehrte Musik, gründete ein Konservatorium und brachte ein Instrument mit aus dem Orient ins soeben muslimisch eroberte Südwesteuropa, das Jahrhunderte später die Musik revolutionieren sollte: die arabische Laute, al-oud, was nichts anderes heißt als „Holz“.

Auffälligstes Merkmal der Laute ist der lange Steg und der abgeknickte Hals des Instruments. Frühe Instrumentenbauer gingen davon aus, dass sie durch diese Bauweise die Statik des Instruments verbessern konnten, aber das erwies sich als Irrtum.

gitarreEinen akustischen Effekt, also dass die Töne anders oder besser klingen, hat der abgeknickte Hals auch nicht. Heute gilt er als typische Zierde der Laute.

In allmählicher Metamorphose, allerlei Einflüsse aufnehmend, wurde aus ihr in Spanien die Gitarre – und im 20. Jahrhundert, stromverstärkt, das Instrument der Popmusik. Die moderne Gitarre entwickelte sich zwar aus vielerlei Einflüssen, die arabische Laute gilt aber als ihre wichtigste Vorgängerin.

Gewiss: Auch im restlichen Europa waren schon ähnliche Saiteninstrumente bekannt, die maurische Kulturblüte des frühen Mittelalters aber dürfte der wichtigste Einfluss gewesen sein. Und in Spanien erhielt die Gitarre, wie wir sie heute kennen, auch ihre klassische Form: mit flachem Klangkörper und –seit dem 19. Jahrhundert – mit sechs Saiten statt zunächst nur vier oder fünf.

Tausendundeine Idee Vom Kaffee bis zum Taschenrechner: Viele unserer Alltagsdinge bergen ein Stück islamischer Kulturgeschichte.

Lesen Sie über die Gitarre aus Arabien aus Zeit Online…

 VON Christian Staas | 22. Mai 2012 – 08:00 Uhr